Estlands Marek Mäsak hat sich bereits einen Namen in der +100kg-Kategorie gemacht. Er holte den Titel des Kadetten-Europameisters und fügte 2024 Silber bei den Kadetten-Weltmeisterschaften hinzu. In diesem Jahr sicherte sich Mäsak zudem Gold beim Tallinn European Open auf Senior-Niveau vor heimischem Publikum und belegte einen bemerkenswerten 5. Platz beim Grand Slam in Taschkent – und das alles, während er noch Junior ist. Mit den Junioren-Europameisterschaften in Bratislava und einer Rückkehr nach Lima, Peru, zu den Junioren-Weltmeisterschaften im Oktober vor Augen bereitet sich der estnische Judoka auf eine volle und möglicherweise historische Saison vor.
Anders als viele Top-Judoka, die schon im frühen Kindesalter mit dem Training beginnen, startete Mareks Judo-Reise erst im September 2021. „Ich erinnere mich sogar genau an den Tag: den 27. September. Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Anfangs trainierte Marek in einem kleinen Verein, fand jedoch seinen Rhythmus, nachdem er zur Judo Academia unter Trainer Vladimir Stefan wechselte. „Nachdem ich zu diesem Verein gewechselt bin, ist mein Judo regelrecht durch die Decke gegangen. Ich habe ein neues Level gefunden – ein Wettkampfniveau – und mich absolut in den Prozess verliebt.“
Vor Judo probierte Marek vieles aus – von Fußball und Basketball bis hin zum Segeln – doch nichts passte so richtig. Ein Gespräch mit seinem Onkel brachte ihn schließlich auf den Weg zur Tatami. „Er schlug vor, dass ich Sambo ausprobieren sollte, aber in Estland war das eigentlich keine Option. Also fragte ich ihn nach Judo. Er sagte: ‚Ja, probier es aus.‘ Und es stellte sich als die beste Entscheidung meines Lebens heraus.“
Mit seinem rasanten Aufstieg im Sport hat Marek bereits eine beeindruckende Medaillensammlung vorzuweisen. Doch unter all seinen Erfolgen hat der Kadetten-Europameistertitel 2024 einen besonderen Platz in seinem Herzen. „Das war mein Hauptziel für das Jahr. Wir haben die ganze Saison darauf hingearbeitet, und ich wusste, dass ich die Chance hatte zu gewinnen. Es war mir sehr wichtig.“
Seine WM-Silbermedaille brachte gemischte Gefühle mit sich. Trotz einer Lebensmittelvergiftung kurz vor dem Wettkampf kämpfte sich Marek ins Finale. „Meine Vorbereitung war gut, aber mein Körper war nicht bei 100%. Trotzdem nehme ich nur Positives mit. Es war eine gute Erfahrung, und ich versuche, aus jedem Kampf zu lernen.“
Der Sieg beim Tallinn European Open vor Freunden und Familie war ein Highlight des Jahres – und einer, den er nie vergessen wird. „Die Emotionen waren anders. Du hörst, wie die Menge ausrastet, du spürst die Unterstützung. Das gab mir Kraft. Ich habe versucht, es nicht als Druck zu sehen – sondern einfach als mehr Leute, die mich anfeuern.“
Eine treibende Kraft hinter Mareks Erfolg ist seine Familie – besonders seine Mutter. „Sie ist alles – meine größte Unterstützerin, meine Ärztin, meine Köchin, meine Managerin. Nach einer Niederlage, wenn ich niedergeschlagen bin, erinnert sie mich an meine Ziele und sagt: ‚Trainiere einfach weiter. Du wirst Champion.‘ Das bedeutet mir alles.“
Obwohl er noch Junior ist, hat Marek bereits erste Erfahrungen in der Seniorenklasse gesammelt – mit Erfolg. Ein 5. Platz beim Grand Slam in Taschkent ist keine Kleinigkeit. „Es ist natürlich anders – große Arena, erfahrene Gegner – aber ich gehe Kampf für Kampf. Ich trete auf die Tatami und gebe alles. Wenn nötig, sterbe ich dort.“
Auf die Frage nach seiner Einstellung zu Junioren- vs. Seniorenwettkämpfen zeigt Marek eine Reife, die über sein Alter hinausgeht. „Wettkampf ist Wettkampf. Es spielt keine Rolle, ob es ein lokales Turnier oder ein Grand Slam ist. Gleiche Einstellung: Geh raus, gib dein Bestes und hör auf deinen Trainer.“
Als Vorbilder nennt Marek den estnischen Olympiamedaillengewinner Aleksei Budõlin und die französische Legende Teddy Riner. „Budõlin ist sehr bescheiden und behandelt dich immer als Gleichwertigen. Das respektiere ich sehr. Und Teddy Riner – sein Stil ist kraftvoll, dynamisch, explosiv. Ich lasse mich gerne von ihm inspirieren, füge aber auch meinen eigenen Stil hinzu.“
Wenn er nicht trainiert, genießt Marek die Natur Estlands – besonders im Sommer. „Ich wohne in der Nähe des Meeres, also gehe ich schwimmen, fahre Fahrrad oder spaziere einfach. Das hilft mir, den Kopf frei zu bekommen.“ Außerdem arbeitet er gerne mit seiner Familie an alten Autos.
Als Nächstes: Junioren-Europameisterschaften und Junioren-Weltmeisterschaften
„Wir machen jetzt unsere Hausaufgaben – schauen, was wir verbessern können, fügen mehr Ausdauertraining hinzu. Und dann wahrscheinlich das Trainingslager in Valencia vor Bratislava. Danach zurück nach Lima. Ich habe es dort letztes Jahr geliebt – es war tatsächlich kalt, was für uns Nordländer perfekt war!“
Mareks Einstellung zum Judo ist geprägt von einem unerschütterlichen Mindset. „Mein Trainer hat mir immer gesagt: Es spielt keine Rolle, wer auf der anderen Seite der Matte steht. Geh einfach raus und kämpfe. Du kannst dort auf der Matte sterben, aber gib alles. Und meine Familie sagt: Erinnere dich an deinen Traum. Du bist so weit gekommen – es gibt kein Zurück.“
Mit seinem unaufhaltsamen Antrieb, seiner reifen Einstellung und seinem Vertrauen in den Prozess ist Marek Mäsak eine echte Kraft auf der Tatami. Wir sind stolz, ihn im TEAM IPPONGEAR zu haben – und können es kaum erwarten zu sehen, wohin ihn diese Reise als Nächstes führt!
